Auswertung Umfrage: Trotz Corona - Team arbeitet enger zusammen

(12. Mai 2020) - Um uns ein Bild von der aktuellen Lage unserer Mitglieder während der Corona-Krise machen zu können, aber auch um aussagefähig sein zu können gegenüber Presse und Politik, haben wir eine „Umfrage zur Laborsituation während der Corona-Krise“ für die Bundesländer Berlin, Brandenburg, Hamburg, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen gestartet. Mit diesem Artikel wollen wir Ihnen die Ergebnisse kurz vorstellen:

Region der Zahntechniker-Innung Nord

Im Bereich Nord haben wir Rückmeldungen von 18 Laboren auswerten können – das mag nicht repräsentativ sein, gibt aber dennoch einen groben und interessanten Überblick über die Situation unserer Mitglieder. Zunächst einmal die erfreuliche Nachricht vorweg: keines der teilnehmenden Labore hatte bisher einen Corona-Fall im eigenen Unternehmen. Alle achten auf den Mindestabstand, haben nach Möglichkeit Mitarbeiterplätze entzerrt, desinfizieren regelmäßig Hände und Alltagsgegenstände, und tragen nach Möglichkeit Mundschutz. Ganz besondere Sicherheitsvorkehrungen werden auch hinsichtlich der Boten getroffen. So haben die Fahrer meist gar keinen Kontakt mehr zu den Mitarbeitern, sind angehalten Handschuhe zu tragen und vorher und nachher alles gründlich zu desinfizieren.

Eine weitere Gemeinsamkeit ist die Entwicklung der Auftragslage seit dem 01. März 2020. Während zu Beginn fast alle eine hohe Auslastung hatten, so ist diese ab dem 09.04., jedoch spätestens seit dem 17.04.2020 nur noch im niedrigen Bereich angesiedelt. Ob es einen Nachholeffekt geben wird, da sind die Labore geteilter Meinung. Die Hälfte glaubt nicht daran, ein Drittel denkt da positiv und ein kleiner Teil enthält sich.

Dies erklärt auch, warum ausnahmslos alle an der Umfrage teilgenommenen Betriebe staatliche Hilfen in Anspruch nehmen mussten. Besonders hervorzuheben sind dabei die Corona-Soforthilfen sowie das Kurzarbeitergeld. Beides wurde von einem Großteil der Labore bereits Mitte März beantragt. In Mecklenburg-Vorpommern haben sogar alle Teilnehmer diese Art der Unterstützung angefordert. Kredite hingegen scheinen für unsere Mitglieder nicht das erste Mittel der Wahl zu sein. Wie gut sie sich von den Maßnahmen der Regierung unterstützt fühlen, teilt sich in jeweils einem Drittel von „gut“ zu „ausreichend“ bis „gar nicht“ auf. Gute bis sehr gute Erfahrungen bei der Antragstellung, Unterlagenprüfung bis hin zur Auszahlung haben knapp die Hälfte gemacht.

Aufgrund der aktuell schwierigen Auftragslage und auch, um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Covid 19 zu schützen, befinden sich viele seit April in Kurzarbeit. Egal ob es sich um ein kleineres Unternehmen mit nur 1-5 Mitarbeitern oder um ein großes mit über 20 Mitarbeitern handelt. Nur noch in drei der teilnehmenden Labore sind alle Kollegen und Kolleginnen am Arbeitsplatz. In der Regel wird jedoch nur noch mit 20% bis 60% der Belegschaft gearbeitet. In einer Firma mit 6-10 Mitarbeiterin ist sogar keiner mehr vor Ort beschäftigt. Die Möglichkeit einer Aufstockung des Kurzarbeitergelds auf 80% oder 100% nutzen zirka die Hälfte aller an der Umfrage teilgenommenen Labore. Insbesondere die kleinen, bis kleineren Betriebe unterstützen diesbezüglich ihre Mitarbeiter, die sich in Kurzarbeit befinden.

Bei gut 50% aller Teilnehmer hat ein Großteil der Kunden weiterhin geöffnet. Allerdings nur noch durchschnittlich 3 bis 6 Stunden am Tag. Dabei ist erfreulich, dass die Beziehungen zu den Zahnarztpraxen auch in Zeiten der Krise unverändert bleiben und sich bei fast einem Drittel sogar noch zum Positiven gewendet haben. Des Weiteren nutzen viele Labore die freien Kapazitäten, um sich verstärkt um das Thema Ausbildung zu kümmern und erfahren mehr Hilfsbereitschaft, Nachbarschaftshilfe und entwickeln noch mehr Kreativität in der Bewältigung der für alle Betriebe herausfordernden Situation.

Region der Mitteldeutschen Zahntechniker-Innung

Das Erfreulichste – zumindest für uns als Initiatoren der Umfrage - vorweg: Insgesamt 87 Labore haben sich im Innungsbereich der MDZI an unserer Umfrage beteiligt und z.T. ausführlich unsere Fragen beantwortet.

Allen Beteiligten dafür ein herzliches Dankeschön!

Verglichen mit den nördlichen Innungsbereichen ergibt sich auch in Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Westsachsen ein sehr ähnliches Bild, wenngleich zwei Berliner Unternehmen tatsächlich Corona-Fälle zu vermelden hatten:

Zwei Drittel der an der Umfrage beteiligten Betriebe beschäftigt nach wie vor einen Teil (zwischen 5 und 80 Prozent) der Belegschaft; alle Angestellten nach Hause geschickt haben hingegen nur 7 Prozent der Unternehmer.

Bei der Ergreifung von Maßnahmen zum Schutz vor dem Virus sind die meisten der Betriebe kreativ geworden: Neben der Einhaltung des Mindestabstandes und der Desinfektion des Ein- und Ausgangsbereichs, was durchweg alle Betriebe bestätigten, wurden weiterführende Maßnahmen ergriffen, um die Infektionsgefahr zu vermindern. So wurde zum Teil Schichtbetrieb eingeführt, um die Anzahl der sich im Betrieb aufhaltenden Mitarbeiter zu halbieren bzw. die Arbeitszeit generell verkürzt. Zusätzliche Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen an Treppenhaus und Sitz- und Oberflächen, Klingeln, Lichtschaltern und Türklinken, Verzicht auf Patientenkontakt, Benutzung nur des eigenen Telefons, Vermeidung der Nutzung Öffentlicher Verkehrsmittel sowie Verwendung von Handschuhen wurden ergriffen.

Der „laboreigene“ Bote hat auf gründliche Desinfektion der Hände und des Innenraumes des Fahrzeuges zu achten, das Tragen von Mundschutz und Handschuhen sind für die meisten Botenfahrer eine Selbstverständlichkeit. Oft werden die Arbeiten vor dem Labor abgestellt, um Kontakte weitgehend zu vermeiden.

Die Transportverpackungen selbst werden nach jeder Tour gereinigt und desinfiziert; die Verschickung der Arbeiten teilweise über externe Kuriere realisiert.

81 Prozent aller Betriebe haben - in den meisten Fällen ab April - Kurzarbeitergeld beantragt, ein geringer Teil der Labore hatte schon ab Mitte März damit begonnen.

Etwas über die Hälfte der beteiligten Unternehmen haben Soforthilfe beantragt.

Kredite beantragt wurden nur von 13 Prozent der Unternehmen; der Hinweis, in diesen unsicheren Zeiten sich nicht auch noch in weitere Verschuldung zu begeben, erklärt das zögerliche Verhalten der Betriebe dahingehend deutlich.

Die Beantragung des Kurzarbeitergeldes wurde in Berlin und Sachsen teilweise als schleppend, problematisch und kundenunfreundlich bewertet, während in Brandenburg und Sachsen-Anhalt offensichtlich die Arbeitsagenturen schnell, freundlich und zur Zufriedenheit fast aller Antragsteller gearbeitet haben.

Die einfache und selbsterklärende Beantragung der Soforthilfe wurde (zumindest in den Bundesländern Berlin, Brandenburg und Sachsen) - trotz teilweise zweitägiger Warteschleife - besonders hervorgehoben. Die Bewilligung der Soforthilfe in Brandenburg erfolgte deutlich langsamer als in anderen Regionen, was auf eine detailliertere Prüfung der Anträge schließen lässt.

Grundsätzlich haben 46 Prozent der Unternehmen die Maßnahmen der Regierung als zumindest ausreichend empfunden; nur 20 Prozent haben sich gut unterstützt gefühlt. Daneben haben sich 12 Prozent der Labore gar nicht abgeholt gefühlt.

Generell wird beklagt, dass die Zahntechniker gesellschaftlich, wie so oft, keine Anerkennung erfahren und – zumindest regionsweise – nicht als systemrelevant eingestuft wurden.

78 Prozent der Betriebe gaben an, zum 01.03. noch gut zu tun gehabt zu haben, zu Mitte März waren es nur noch ein wenig mehr als die Hälfte. Spätestens ab Ende März wurde der Rückgang der Auftragslage deutlich spürbar; in knapp 40 Prozent der Betriebe konnte das Labor nur noch mittelmäßig bzw. niedrig ausgelastet werden.

Zum 09. April gaben bereits knapp 70 Prozent der Befragten an, dass die Auftragslage auf ein niedriges Niveau gesunken war, zum 17.4. erklärte nur noch ein teilnehmendes Labor eine hohe Auftragslage und vier eine mittlere. Der Zeitrahmen für der Beantragung von Kurzarbeit korrespondiert damit.

Zum Zeitpunkt der Rücksendung der Umfrage (ca. Mitte April) hatten bei 30 Prozent der Labore noch alle Kunden ihre Praxen geöffnet, zumindest ein paar Stunden am Tag. Alle anderen gaben an, dass wenigstens ein Teil der Kunden weiterhin arbeitete.

Dieser Umstand jedoch muss für die Auftragslage des Labors keineswegs einen positiven Effekt bedeuten, denn auch die meisten Zahnärzte mussten sich, aufgrund der Verunsicherung der Patienten, mit Schmerzsprechstunde, Notfallbetreuung und Reparaturen begnügen. Größere prothetische Arbeiten, die sich auch auf die Auftragslage im Labor auswirken könnten, bleiben derzeit weitestgehend aus bzw. sind auf später im Jahr verschoben.

Das Verhältnis zwischen Labor und Kunden ist unverändert geblieben bzw. hat aufgrund der ungewöhnlichen Lage eine Verbesserung erfahren.

Nur sehr verhalten optimistisch zeigen sich die Labore bei der Einschätzung, ob es einen Aufholeffekt geben wird; nur ein Drittel rechnet damit, dass die verloren gegangenen Aufträge zu einem späteren Zeitpunkt in geballter Ladung auf die Unternehmen zukommen werden. Mit einem Anstieg der Konjunkturlage rechnen die Optimisten ab Mai, die Realisten ab Aufhebung bzw. Lockerung der Kontaktsperre und die Pessimisten gehen sogar von einem Rückgang aus. Grundsätzlich ist die Mehrheit der Meinung, dass im Herbst eine Normalisierung eintreten wird. Letztendlich liegt diese Frage jedoch im Bereich der Spekulation und ist von der Entwicklung der Virusverbreitungen, von Regierungsentscheidungen und Information bzw. Fehlinformation der Patienten usw. abhängig. Vielleicht trifft es am besten die folgende lakonische Antwort eines unserer Mitglieder: „Diese Situation habe ich in über 40 Berufsjahren noch nicht erlebt – ich habe keine Ahnung, wie es weiter geht“.

Zwei Drittel der Ausbildungslabore konnten die unfreiwillige Freizeit nutzen, um sich verstärkt um ihre Auszubildenden zu kümmern.

Bei allen anderen Ausbildungsbetrieben ging der gewonnene „Freiraum“ auf in der Beschäftigung mit dem Krisenmanagement, in administrativen Aufgaben, Unterstützung der Kunden und anderen Tätigkeiten, die aufgrund der Ausnahmesituation bewältigt werden mussten. In einigen Firmen haben die Lehrlinge Technikerfunktionen übernommen, da diese selbst in Kurzarbeit waren.

Leichte Kritik an den Berufsschulen wg. mangelnder Kommunikation zwischen Schule und Ausbildungsbetrieb

Jede Krise birgt ja bekanntlich auch Chancen: Neben Kreativität und verbesserten Kundenbeziehungen wurde die Zunahme der Hilfsbereitschaft, Freundlichkeit und Kollegialität untereinander beobachtet, die Verbesserung der Luftqualität und leere Straßen ebenfalls als angenehmer Nebeneffekt bewertet.

Die Arbeit erhält eine neue Wertigkeit: Die Mitarbeiter freuen sich wieder über ihren Arbeitsplatz; die Teams arbeiten enger zusammen als in der Vergangenheit - im übertragenen Sinne unter Einhaltung der vorgeschriebenen Abstandsregelungen.

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