Willkommenslotsen der Handwerkskammer Berlin

(27. Dezember 2016) - Deutschlandweit gibt es ca. 150 Willkommenslotsen, deren Arbeit bis Ende 2018 vom Ministerium für Wirtschaft und Energie gefördert wird. Die Willkommenslotsen unterstützen kleine und mittlere Betriebe und fördern die Integration von Flüchtlingen in den Berufsalltag. Irena Büttner und Annelise Rothwell sind als Willkommenslotseninnen in der Handwerkskammer Berlin tätig und informieren uns über ihre Arbeit:

Welche Geflüchteten vermitteln Sie?
In erster Linie Menschen mit sicherer Bleibeperspektive wie z.B. aus Irak, Iran, Syrien, Eritrea und Somalia. Aber auch Menschen aus Afghanistan, Mali, Kongo und dem Tschad.

Wie kommen die Interessierten zu Ihnen?
Zum einen kontaktieren uns Arbeitgeber, die bereits mit Geflüchteten in Form eines Praktikums zusammenarbeiten und Beratung zu gesetzlichen Vorgaben und Unterstützungsmöglichkeiten für die Durchführung einer Ausbildung benötigen.

Viele, vor allem junge Männer, lernen wir auf Jobmessen, Infoveranstaltungen, bei Vorträgen in Willkommensklassen und durch die Vermittlung von Netzwerkpartnern und ehrenamtlichen Betreuern kennen.

Wie gehen Sie konkret mit den Bewerbern vor?
Nun, zunächst schauen wir auf die bereits vorhandenen Papiere. In welchem Aufenthaltsstatus befindet sich der Mensch, der vor mir sitzt. Trotz unterschiedlicher Ausgangssituation ist eine Vermittlung Ausbildung in wirklich vielen Fällen möglich. Aber nicht nur die Beschäftigungserlaubnis spielt eine Rolle, sondern auch ganz maßgeblich die Sprachfähigkeit. Mit einem erworbenen A2 Level kommen die Menschen im Alltag schon einigermaßen klar, für eine Berufsausbildung und die Beschäftigung im Betrieb ist aber mindestens das B1 Level Bedingung. Die weitere Förderung zum B2 Level ist von enormem Vorteil und empfehlen wir jedem! Freie Schulungsplätze stehen zurzeit leider nicht in ausreichender Zahl zur Verfügung.

Wie müssen sich die Betriebe nun den Einstellungsprozess vorstellen?
Das seit August 2016 bestätigte Integrationsgesetz erlaubt die sogenannte 3+2 Regelung. Im Klartext 3 Jahre Berufsausbildung (oder 3,5 Jahre) + 2 Jahre Arbeitserlaubnis im Betrieb oder in einer anderen vergleichbaren Beschäftigung. Somit ist dem Betrieb dieser Auszubildende über viele Jahre rechtlich gesichert und innerhalb dieser Zeit eine Integration möglich, die wiederum den Willen und die Möglichkeit zur Verlängerung des Verbleibens bei uns im Land begünstigt.

Sind die Türen für eine Beschäftigung zum Praktikum, zur Einstiegsqualifizierung oder auch für einen Ausbildungsplatz erst geöffnet, gelten die gleichen Versicherungsbedingungen wie bei deutschen Bewerbern. Um die Sprachbarrieren zu überwinden, bedarf es intensiver Förderung und hoher Eigeninitiative des Geflüchteten. Oft springt hier die Belegschaft ein und kann sich quasi spielerisch mit einbringen. Im Laboralltag bieten sich täglich Situationen, um mal schnell zur Hilfe zu kommen. Dieser regelmäßige Kontakt im Laboralltag erweist sich häufig als "Win-win Situation". Der Berufseinsteiger profitiert von der Integration im Betrieb und erlangt mehr Wohlbefinden und Selbstbewusstsein. Zugleich steigt der Teamgeist unter den Kollegen und die Freude an der gemeinsam empfundenen und gelebten Willkommenskultur.

Wo erhalte ich Hilfe, wenn während der Beschäftigung Probleme auftauchen?
Da haben wir noch das Projekt "ARRIVED". Die Kollegen betreuen die Arbeitgeber und ihre Auszubildenden während der Ausbildungszeit und vermitteln bei Bedarf Mentoren, die sich sehr individuell kümmern. Zudem bieten verschiedene Bildungsträger ausbildungsbegleitende Hilfen an, die zusätzlich zum regulären Unterricht der Berufsschule angeboten werden können. Es gibt beispielsweise Nachhilfe in den naturwissenschaftlichen Fächern wie Mathe und Physik oder zusätzlichen Sprachunterricht.

Was raten Sie den interessierten Arbeitgebern?
Wenn Sie als Unternehmer hinter der Idee stehen, einen geflüchteten Menschen in Ihren Betrieb zu holen, dann ergibt sich der Rest, abgesehen von der ein oder anderen bürokratischen Herausforderung meistens wie von selbst! Rufen Sie uns gerne an! Wir kommen und helfen Ihnen unkompliziert und kostenfrei. Sie werden sehen, dass bei erfolgreichem "Matching", sich Erfolg und Zufriedenheit auf beiden Seiten schnell einstellen kann. In der Regel werden Sie einen dankbaren, Sie als Arbeitgeber wertschätzenden jungen Kollegen/in kennenlernen, der sich bereitwillig und motiviert seinen Herausforderungen stellt. Wie wir wissen, war es für unsere neuen Mitmenschen ein großer Kraftakt, um nach Deutschland zu gelangen. Hier angekommen, wollen sie sich integrieren und ihre Zukunft gestalten. Zum Glück ist das hierzulande auch möglich.

Ansprechpartner in Berlin: Frau Irena Büttner, Handwerkskammer Berlin Tel. 030 25903-394, buettner@hwk-berlin.de und
Frau Annelise Rothwell, Handwerkskammer Berlin Tel. 030 25903-396, rothwell@hwk-berlin.de

Irena Büttner und Annelise Rothwell, Willkommenslotsinnen der Handwerkskammer Berlin

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