(03. März 2015) - Der moderne Patient: aufgeklärt u. selbstbestimmt?

"Der moderne (Zahn-)Patient: aufgeklärt und selbstbestimmt?"
Expertengipfel zu Beratung und Information bei Zahnersatz in Verlin

Auto, Rasierer oder Zahnersatz: Entscheidungen sind emotional

Fazit: Rolle und Wünsche des Patienten ändern sich Einfühlung und persönliche Beratung sind stärker gefordert

(03. März 2015) - Das neue Auto, der Rasierer oder Zahnersatz: Emotionen sprechen bei jeder Entscheidung eine gehörige Rolle mit. Beim Expertengipfel anlässlich des 25-jährigen Jubiläums des Kuratoriums perfekter Zahnersatz am Donnerstag, 16. Oktober, in der Urania Berlin gab es beim Vortrag aus der Hirnforschung etliche "Aha"-Erlebnisse. Außerdem tauschten sich Experten von Beratungsstellen, BZÄK, Techniker Krankenkasse und Unabhängiger Patientenberatung über "gute Beratung" aus und hinterfragten, was Patienten erwarten, wenn sie beraten werden.

"Es gibt keine rein rationalen Entscheidungen", sagte Bernd Werner, Experte für Neuromarketing und Vorstand der Gruppe Nymphenburg Consult AG bei seinem Vortrag "Blick hinter die Stirn wie man entscheidet". "Der Homo oeconomicus, der wirtschaftlich denkende und rational handelnde Mensch, existiert nicht. Jede unserer Handlungen ist emotional begründet, selbst wenn es um vermeintlich rein technisch geprägte Produktfelder geht. Die Entscheidung für oder gegen ein Produkt oder eine Behandlungsmethode fällt auf rein emotionaler Ebene." Patienten in der Beratung zu unterstützen bedeute deshalb auch, sich in den anderen einzufühlen und emotional zu berühren.

Wie wichtig gerade die persönliche Beratung ist, betonte auch Professor Dr. Hans-Christoph Lauer, Direktor der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik ZZMK der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt und Leiter des Wissenschaftlichen Beirats des KpZ. "Eine gute Patienteninformation ist immer individuell und orientiert sich am Befund sowie an den Wünschen des Patienten. Sie sollte neutral und umfassend sein, wie es sich das Kuratorium seit 25 Jahren auf die Fahnen geschrieben hat."

"Patient will Behandler auf Augenhöhe begegnen"

Prof. Dr. Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer, hat in den vergangenen Jahren eine deutliche Zunahme der Patientenorientierung im deutschen Gesundheitssystem bemerkt. Das traditionelle Arzt-Patienten-Verhältnis mit alleiniger Entscheidungssouveränität des Arztes ist demzufolge einer eher partnerschaftlichen Beziehung gewichen. "Der Patient will seinem Behandler auf Augenhöhe begegnen, er will in einen Dialog treten und sich keinen Monolog des Halbgottes in Weiß anhören", ist er überzeugt. "Wir haben es heute mit stärkeren partizipativen Entscheidungsprozessen zu tun, wodurch auch die Eigenverantwortung des Patienten wächst."

Auch auf Krankenkassenseite sind diese neue Rolle und das sich verändernde Bewusstsein des Patienten deutlich erkennbar. "Patienten respektive Kunden sind heute auch ihrem Zahnarzt gegenüber wesentlich kritischer als noch vor ein paar Jahren. Sie neigen eher dazu, eine Zweitmeinung einzufordern", beschrieb Karen Walkenhorst die Situation. Sie ist bei der Techniker Krankenkasse unter anderem für medizinische Informationen verantwortlich. Den messbar gestiegenen Beratungsbedarf führt sie auch auf die gesellschaftlich gestiegene Bedeutung perfekt aussehender Zähne zurück.

Zahlreiche Patienten wenden sich außerdem an unabhängige Patientenberatungsstellen. Die unabhängige Patientenberatung Deutschlands (UPD) berät im gesetzlichen Auftrag rund um das Thema Gesundheit bei rechtlichen und medizinischen Fragen sowie bei psychosozialen Problemen im Umgang mit Krankheiten. "Unser Angebot ist kostenfrei, neutral und unabhängig", erläuterte Gregor Bornes, Sprecher der Bundesarbeitsgemeinschaft der unabhängigen Patientenberatungsstellen (BAGP).

Fazit: Trotz breitem Angebot ist noch viel zu tun"Es gibt ein breites Angebot für Patienten und eine hohe Bereitschaft, optimal zu informieren", bilanzierte Moderatorin Dr. Karin Uphoff nach der Diskussion. "In der nahen Zukunft werden uns zwei Dinge stark beschäftigen: das sich verändernde Bewusstsein der Patienten und die Vielzahl von Informationskanälen, wie sie im Internet zu finden sind. Es gibt noch viel zu tun, damit wir auch die Menschen vermehrt erreichen, die verunsichert sind und möglicherweise Angst vor einer prothetischen Behandlung haben. Unser Austausch heute bietet dazu viel Stoff zum Nachdenken herzlichen Dank für Ihre Offenheit."

Quelle: Kuratorium perfekter Zahnersatz e.V.

Innung vor Ort: Erwin Behrend (Vorstand und Landeslehrlingswart der Zahntechniker-Innung Berlin-Brandenburg); RAin Judith Behra (Geschäftsführerin der Zahntechniker-Innung Berlin-Brandenburg) und Generalsekretär Walter Winkler des Verbandes Deutscher Zahntechniker-Innungen (VDZI)

Diskussion zur Zukunft der Beratung, Moderation Dr. Karin Uphoff Über ihre Erfahrungen berichten und diskutieren: Prof. Dr. Dietmar Oesterreich (Vizepräsident der BZÄK), Gregor Bornes (Sprecher der Bundesarbeitsgemeinschaft der unabhängigen Patientenberatungsstellen) und Karen Walkenhorst (Techniker Krankenkasse) sowie Prof. Dr. Hans-Christoph Lauer (Direktor der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik ZZMK der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt).

Im Publikum: Der Landesinnungsmeister Rainer Struck und der stellvertretende Landesinnungsmeister Thomas Lüttke (Zahntechniker-Innung Berlin-Brandenburg)



Statements der Referenten zum Expertengipfel

Statement Herr Prof. Dr. Dietmar Oesterreich,
Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer

Gute Beratung als Basis einer guten Zahnarzt-Patienten-Beziehung


Insgesamt hat im deutschen Gesundheitssystem die Patientenorientierung in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Das traditionelle Arzt-Patienten-Verhältnis mit alleiniger Entscheidungssouveränität des Arztes ist einer partnerschaftlichen Beziehung gewichen. Der Patient will seinem Behandler auf Augenhöhe begegnen, er will in einen Dialog treten und sich keinen Monolog des "Halbgottes in Weiß" anhören. Wir haben es heute mit stärkeren partizipativen Entscheidungsprozessen zu tun, wodurch auch die Eigenverantwortung des Patienten wächst. Mit dem wissenschaftlichen Fortschritt in Medizin und Zahnmedizin wachsen die Zahl der diagnostischen Möglichkeiten und Therapieoptionen und damit unweigerlich der Informationsbedarf der Patienten. Insbesondere in der Zahnmedizin sind die Therapieentscheidungen wesentlich von den Erwartungshaltungen der Patienten abhängig. Darauf müssen sich die Politik und die zahlreichen Organisationen im Gesundheitswesen einstellen. Bereits Anfang der neunziger Jahre wurden von den Zahnärztekammern Patientenberatungsstellen eingerichtet und auch das Kuratorium perfekter Zahnersatz gegründet. Aber auch für den Arzt/Zahnarzt wachsen zunehmend, trotz fehlender gesundheitspolitischer Rahmenbedingungen, die beratenden Aspekte seines Berufes. Der Patient steht im Mittelpunkt zahnärztlichen Handelns das ist die klare Maxime unseres zahnärztlichen Heilberufs.

Trotz aller Aufklärung und Informationsangebote muss uns aber klar sein: eine Wissensasymmetrie zwischen Zahnarzt und Patient wird es immer geben. Eine jahrelange zahnmedizinische Ausbildung, regelmäßige Fortbildung und Berufserfahrung kann auch durch Recherchen und eine intensive Beratung nicht aufgeholt werden. Deshalb ist auch die auf Vertrauen basierende Beziehung zwischen Zahnarzt und Patient die wichtigste Grundlage einer erfolgreichen zahnmedizinischen Versorgung. Sie entsteht in der Regel auf der Basis umfassender Aufklärung und Empathie des Behandlers.

In der Zahnärzteschaft haben wir uns sehr gründlich auf den Beratungsbedarf in den Praxen und als Berufsstand eingestellt. Grundlagen sind dabei solide fachliche Informationen, eine verständliche Sprache, die Benennung von möglichen Problemlagen und Behandlungsalternativen sowie Transparenz im Verlauf der Behandlung. Die Zahnärzte in Deutschland stecken viel Aufmerksamkeit sowie zeitliche und personelle Ressourcen in die Beratung von Patienten. So sind die Erfolge in der Prävention, bei denen der Patient durch Informationen und eigenes Engagement Co-Produzent seiner oralen Gesundheit wird, ein gutes Beispiel für die hervorragende Aufklärungsarbeit in den zahnärztlichen Praxen. Neben den zahnärztlichen Patientenberatungsstellen unterhalten die zahnärztlichen Berufsorganisationen für eventuelle Problemlagen zudem ein gut funktionierendes Gutachterwesen und Schlichtungsstellen für eine außergerichtliche Streitbeilegung. Ein Netzwerk, dessen weiteren Ausbau die deutsche Zahnärzteschaft innerhalb ihrer Selbstverwaltung tatkräftig betreibt und qualitativ weiterentwickelt. Dies haben die beiden großen Berufsorganisationen Bundeszahnärztekammer und Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung in einer Broschüre zu Grundsätzen und Möglichkeiten der zahnärztlichen Patientenberatung dokumentiert. Ein gemeinsames Projekt zur Weiterentwicklung der zahnärztlichen Patientenberatung ist derzeit Gegenstand der Arbeit und des Austauschs mit der unabhängigen Patientenberatung Deutschlands (UPD). Ziel ist, durch jährliche Berichte für Transparenz zu sorgen und die Spezifität der zahnärztlichen Patientenberatung darzustellen. Bereits seit Jahren arbeiten wir mit anderen Beratungsträgern und insbesondere der UPD im Rahmen von Kooperationsverträgen gut und vertrauensvoll zusammen. Dabei wird auch Kritik geübt, die Seismografenberichte ausgewertet und für die eigene Weiterentwicklung genutzt. Selbstverständlich wird auch der Dialog mit dem Patientenbeauftragten der Bundesregierung und mit der Gesundheitspolitik gepflegt.

Eine vertrauensvolle Zahnarzt-Patienten-Beziehung entsteht durch eine gute Beratung und ausführliche Informationen. Dieses Vertrauen ist für den Zahnarzt wesentlicher Bestandteil seiner Berufszufriedenheit. Um den Zahnersatz als Beispiel zu nehmen: Auf Grund des Zahnheilkundegesetzes besteht hier die alleinige Verantwortung des Zahnarztes gegenüber dem Patienten. Diagnostik, Therapieplanung und Nachsorge des Patienten liegen in seiner Zuständigkeit. Vor dem Hintergrund der Weiterentwicklung der Therapieoptionen und möglichen Technologien bei der Herstellung ist es heute jedoch sinnvoll und - insbesondere bei umfangreichen und komplizierten Versorgungen - notwendig, den Zahntechniker sowohl bei der Planung als auch bei der Umsetzung der Arbeitsschritte einzubinden und mit ihm Abstimmungsprozesse durchzuführen. Auch bei dieser Beziehung bedarf es des Vertrauens, denn beide haben das gleiche Ziel: den Patienten optimal zu versorgen und nach Möglichkeiten seine Erwartungshaltung zu erfüllen.

Die Basis für den jetzigen Status quo hat die Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde mit der gesundheits- und professionspolitischen Neuausrichtung hin zur Prävention vor mehr als 25 Jahren gelegt also zu einem Zeitpunkt, als auch das Kuratorium perfekter Zahnersatz seine Arbeit aufnahm. Die Konzentration auf eine minimalinvasive, ursachengerechte und präventionsorientierte Zahnheilkunde wäre gar nicht möglich gewesen, wenn man nicht mit den Patienten in einen Dialog getreten wäre. Und heute ernten wir die Früchte dieses berufspolitischen "Schwenks". Mittlerweile nimmt Deutschland bei der Mundgesundheit insbesondere von Kindern und Jugendlichen im internationalen Vergleich einen Spitzenplatz ein. Insgesamt hat sich die Mundgesundheit der Bevölkerung stark verbessert und das Versorgungsniveau bei Zahnersatz ist im internationalen Vergleich ebenfalls außerordentlich hoch. Damit ist die Zahnmedizin auch beispielgebend für alle anderen medizinischen Fachbereiche.

Aber der Erfolg lehrt auch, dass die Akteure an einem Strang ziehen müssen. In der Zahnärzteschaft gab und gibt es einen breiten Konsens mit der Wissenschaft. Deshalb ist auch die Weiterentwicklung von Patienteninformationen ein Projekt, welches in enger Zusammenarbeit angegangen wird. Sowohl Leitlinien als auch das vorliegende Erfahrungswissen müssen in einer für Patienten verständlichen Form aufbereitet und zur Verfügung gestellt werden. Hier gibt es noch eine Menge an Arbeit, die leider durch fehlende Forschungsförderungen durch die Politik wenig unterstützt wird. "Der Patient steht im Mittelpunkt" dies wird auch zukünftig unser vornehmliches Ziel sein und dafür lohnt es sich, den Dialog zu führen.


Statement Herr Gregor Bornes,
Sprecher der Bundesarbeitsgemeinschaft der Patientenstellen


Patientinnen und Patienten zwischen ästhetischer Normierung und Kundenrolle

Zähne sind immer mehr ein Status-Symbol. Die gefühlt permanente Präsens eines strahlenden weißen Lächelns auf allen Kanälen und bei Prominenten suggeriert, dass nur wer so aussieht, erfolgreich und gesund sein kann. Dies führt in allen Generationen (von der Jugendlichen bis zum jungen Alten) zu einem erheblichen Druck, ein optimal weißes Lächeln mit sich herum zu tragen. Wer das nicht hat, ist gescheitert oder arm oder beides. Eine so vorbereitete Patientenklientel hat keine geringen ästhetischen Erwartungen und auch eine gewisse Bereitschaft, erhebliche Geldmittel einzusetzen. Dazu gesellt sich eine Vorstellung, dass alles machbar und reparierbar ist. Diejenigen mit wenig Geld haben heute keine Angst vor dem Zahnarzt, weil sie Schmerzen befürchten, sondern weil sie glauben, es nicht bezahlen zu können. Alle gesetzlich Versicherten haben zudem das Problem, dass sie private Rechnungen bekommen, die sie nicht oder nur rudimentär verstehen und die niemand auf Korrektheit überprüft.

Zahnmedizin in der Umformung zu einer marktgerechten Dienstleistung

In einem sich ständig weiter entwickelnden und hart umkämpften Markt werden Neuentwicklungen weniger unter gesundheitlichen als unter monetären und ästhetischen Aspekten entwickelt. Es gibt eine riesige Vielzahl von Beratungsfirmen, die Beratung und Coaching für Zahnärzte, Zahnärztinnen und ihr Personal anbieten. Dabei geht es nicht selten um zwei Aspekte. Einerseits werden "Innovationen" angeboten und deren "Return of Investment" lange vor dem gesundheitlichen Nutzen für die Patientinnen und Patienten beschrieben. Andererseits geht es um das "erfolgreiche Patientengespräch", an dessen Ende natürlich ein lukrativer Abschluss stehen soll. Diese Entwicklung transformiert die Rolle der Zahnärztin/ des Zahnarztes zunehmend: eine neutrale Aufklärung und die sorgfältige Umsetzung der mit dem Patienten gemeinsam erarbeiteten Entscheidung wird zunehmend durch die Rolle des Kleinunternehmers ersetzt, der finanzielle Tagesvorgaben für den Praxisumsatz nicht zuletzt im Interesse seiner Bank umsetzen muss. Patientinnen und Patienten spüren diese Situation zunehmend und sind verunsichert, weil sie nicht wissen, in wie weit sie von ihrem Zahnarzt vollständig und richtig aufgeklärt wurden.

Beratung gesucht auch in unabhängiger Trägerschaft

Vor diesem Hintergrund suchen Patientinnen und Patienten Rat bei Krankenkassen und Beratungsstellen der Zahnärzteschaft. Dort sind aber in aller Regel die Angebote auf institutionelle Zuständigkeiten begrenzt. Zudem sind sich viele Rat Suchende bewusst, dass bei diesen Anbietern auch Eigeninteressen bestehen. Deshalb ist unabhängige Patientenberatung zunehmend gefragt und wichtig. Verunsicherte Patientinnen und Patienten sind auf der Suche nach neutralem Sachverstand, der Kostenvoranschläge und Zahnersatzplanungen, aber auch andere privaten Angebote und Rechnungen prüfen und kommentieren kann.

Stärkung der Rat Suchenden und Rückmeldung an das Versorgungssystem

Ziel einer solchen Beratung ist es, die Rat Suchenden mit Informa
ionen über ihre Rechte und die Evidenz von angebotenen Leistungen zu unterstützen. Darüber hinaus dient die Beratung dazu, individuelle Strategien zu entwickeln, damit die eigenen Bedürfnisse im Kontakt mit ihrem Zahnarzt oder ihrer Zahnärztin artikuliert werden und Berücksichtigung finden.

Die Unabhängige Patientenberatung hat über die einzelnen Beratungen hinaus die Aufgabe, Trends zu erkennen und diese Erkenntnisse in die Öffentlichkeit und in die Gesundheitspolitik zu tragen. Die BAGP hat darüber hinaus die Aufgabe, als maßgebliche Patientenorganisation Patientinnen und Patienten zu vertreten und das Abstellen von Missständen politisch einzufordern oder durch Beteiligung z.B. in Strukturen der Selbstverwaltung Veränderungsprozesse aktiv anzustoßen.


Statement Prof. Dr. Hans-Christoph Lauer,
Leiter wissenschaftlicher Beirat KpZ, Direktor der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik ZZMK Frankfurt


Seit 25 Jahren berät das Kuratorium perfekter Zahnersatz Patienten zum Thema Zahnersatz. Ein wichtiges Anliegen ist es dabei, die hohe Qualität von Zahnersatz, die durch das Zusammenwirken von Zahnarzt und deutschem Meisterlabor entsteht, herauszustellen.

Es hat sich gezeigt, dass der Beratungsbedarf vor einem Vierteljahrhundert genauso vorhanden war wie heute. Die Fragen zum Zahnersatz haben sich dabei im Prinzip kaum verändert. Es geht häufig um Probleme mit Totalprothesen, um Alternativen zu der vom Zahnarzt vorgeschlagenen Versorgung und um Fragen zu den verwendeten Materialien. In den letzten 15 Jahren nehmen Implantat-getragene Restaurationen einen immer höheren Stellenwert im Bewusstsein der Patienten ein.

Im Fokus der Anfragen stehen dabei die Möglichkeiten und Grenzen die Patienten möchten Vorteile bestimmter Versorgungen kennen lernen, Alternativen aufgezeigt bekommen und auch Sicherheit bezüglich der Qualität und der Materialien erhalten.

Dabei stellen wir fest, dass die Patienten nicht nach einer genauen Diagnose und Therapieplanung verlangen. Sie wissen, dass wir dies auf der Basis der vorhandenen Unterlagen nicht leisten können. Die Patienten brauchen vielmehr einen Ansprechpartner, dem sie ihre Probleme darlegen können Sie haben die heutigen Möglichkeiten wie Internet, Broschüren von Krankenversicherungen, Zeitschriften etc. genutzt und benötigen nun eine Institution, die sie durch die Vielfalt der erhaltenen und oftmals nicht qualitätsgesicherten Informationen leitet.

Wie kann man heute informieren? Eine gute Beratung ist individuell und persönlich und orientiert sich am Befund sowie an den Wünschen des Patienten. Sie sollte zudem neutral und umfassend sein, wie es sich das Kuratorium seit nun 25 Jahren auf die Fahnen geschrieben hat.

Wir haben unseren Auftrag bisher, wie der Erfolg zeigt, sehr gut erfüllt. Und wir möchten auch in Zukunft unseren hohen Ansprüchen gerecht werden! Deshalb beschäftigen wir uns intensiv mit der Frage, wie gute Beratung heute und morgen aussieht und wie sie im digitalen Zeitalter gestaltet werden kann.

Denn wir sind überzeugt: Menschen, die sorgfältig informiert und beraten sind, finden den Weg zu einer guten zahnärztlichen Behandlung. Wir möchten darüber hinaus die Menschen verstärkt erreichen, die verunsichert sind, die möglicherweise Angst vor einer prothetischen Behandlung haben, die über Zahnersatz nicht nachdenken möchten oder die durch Fehlinformationen irritiert sind. Hierzu müssen wir verstärkt in den neuen Medien und auf weiteren Kanälen präsent sein. Das Internet ist lebendig und vielfältig. Deshalb bedarf es Strategien, die uns Möglichkeiten eröffnet, den Patienten umfassend und neutral und dabei individuell zu beraten. Dies ist die Herausforderung, der wir uns gerne stellen.


Statement Herr Bernd Werner,
Vorstandsmitglied der Gruppe Nymphenburg, Experte für Neuromarketing


Blick hinter die Stirn: Wie man entscheidet

Der Homo oeconomicus, der wirtschaftlich denkende und rational handelnde Mensch, existiert nicht. Jede unserer Entscheidungen ist emotional begründet. Dies gilt es insbesondere auch in vermeintlich rein technisch geprägten Produktfeldern zu berücksichtigen. Die Entscheidung für oder gegen ein Produkt oder eine Behandlungsmethode fällt auf rein emotionaler Ebene.

Um den Patienten bestmöglich zu beraten genügt es aber nicht, ihn mit allen Fakten aus medizinischer/fachlicher Sicht zu "versorgen". Entscheidend ist, mit welchen Argumenten und auf welche Art und Weise dem Patienten die Informationen vermittelt werden. Wissenschaftlich bewiesen ist, das Entscheidungen zum Großteil unbewusst getroffen werden und dass positive Emotionslagen bei den Patienten eher zu einer Entscheidung für das Produkt führen; werden negative Emotionen evoziert kommt es wahrscheinlich zu einer Entscheidung gegen den Behandlungsvorschlag oder das Produkt.

Was aber führt bei den unterschiedlichen Patienten zu positiven und negativen Emotionslagen? Um diese Frage zu beantworten ist es essentiell zu verstehen, wie die unterschiedlichen Patienten "ticken": Was treibt sie, was sind bestehende Barrieren, was sind Hygienefaktoren, was sind Motivatoren?

Ein neuropsycholgischer Segmentierungsansatz ermöglicht es anhand unterschiedlicher Zielgruppensegmente (unbewusste) Motivationsstrukturen zu identifizieren und für die tägliche Praxis im Beratungsgespräch anwendbar und nutzbar zu machen.


Statement Frau Karen Walkenhorst,
Techniker Krankenkasse, verantwortlich für medizinische Informationen, ambulante Versorgung und Versorgungsmanagement


Ebenso wie das Kuratorium und andere unabhängige Beratungsstellen bietet auch die TK ihren Kunden Informationen und Beratungen bei der Versorgung mit Zahnersatz an. Dies entspricht unserem Grundanspruch, dass die TK Kunden gut aufgeklärt als informierte Patienten über ihre medizinische Versorgung mit entscheiden sollen und wollen. Selbstverständlich sehen wir bei der Zahnersatzversorgung in erster Linie den behandelnden Zahnarzt in der Pflicht.

Vor der Einführung der Festzuschüsse 2005 haben sich die Krankenkassen prozentual an dem Zahnersatz beteiligt, egal, ob z. B. Kunststoff- oder Metallkeramikverblendungen gefertigt wurden. Die Patienten mit teuren Versorgungen bekamen auch einen höheren Zuschuss. Der Beratungsbedarf an die Krankenkassen war damals deutlich geringer. Das hat sich grundlegend geändert, weil unsere Kunden sich heute eine hochwertige und über die Regelversorgung hinausgehende Versorgung wünschen und hierfür einen deutlich höheren Eigenanteil als vor 2005 zahlen müssen.

Heute haben Kunden "Anspruch auf befundbezogene Festzuschüsse bei einer medizinisch notwendigen Versorgung mit Zahnersatz einschließlich Zahnkronen und Suprakonstruktionen". Das hat die Beratungsintensität erhöht. Fragen wie: Warum zahlt die Krankenkasse nur noch Kunststoffverblendungen? Soll ich mich für eine Metallkeramikverblendung entscheiden? Worin liegt der Unterschied? Soll ich mich für ein Zahnimplantat entscheiden? etc. beantworten wir unseren Kunden, ohne dabei eine medizinische Beurteilung abzugeben. Die Therapiefreiheit des Zahnarztes hat für uns eine hohe Priorität. Patienten/Kunden sind heute, auch ihrem Zahnarzt gegenüber, wesentlich kritischer als noch vor ein paar Jahren. Sie neigen eher dazu, eine Zweitmeinung einzufordern oder sich für eine Zahnbehandlung auch ins Ausland zu begeben. Perfekt aussehende Zähne werden in der Gesellschaft immer wichtiger, daher steigt auch der Beratungsbedarf unserer Kunden.


_____________________________________________________________-
Stimmen des wissenschaftlichen Beirats zum 25-jährigen Bestehen

Prof. Geis-Gerstorfer
Thema: Beratung und Materialien


Ein wichtiger Teil bei der Beratung zum Zahnersatz sind die Fragen nach den Zahnersatz-Materialien. Gerade Patienten mit Allergien oder Unverträglichkeiten sind im Vorfeld durch ihr Leiden sehr sensibel und möchten es genau wissen. Tatsächlich sind die meisten Materialien äußerst sicher, sie sind lange getestet und zertifiziert. Dennoch kann es bei manchen Menschen zu Problemen kommen. Natürlich muss man diese Beschwerden oder auch Ängste ernst nehmen, denn das Gesamtwohlbefinden hängt sehr stark mit der Mundgesundheit zusammen. Zum Glück gibt es eigentlich immer Alternativen, die es möglich machen, für jeden Patienten die passende Versorgung zu finden. Hier ist die enge Abstimmung zwischen Zahnarzt und Patient sowie Zahnarzt und Zahntechniker gefragt.

Doch die meisten Fragen sind nicht so kompliziert, oft genügt es bereits, wenn wir bei den Fragen der Patienten auf die Konformitätserklärung hinweisen können, denn dort steht ganz genau, welche Materialien verwendet wurden und auch woher sie kommen. Der Zahnersatz in Deutschland ist sicher, das gewährleisten die Zahnärzte und die zahntechnischen Meisterlabore.


ZTM Kohlbach
Thema: Dissertationspreis des KpZ


Zahnersatzberatung bedeutet auch, Zahnmedizin und Handwerk, die ja für den Zahnersatz eng zusammenarbeiten müssen, auch bei der Beratung zusammenzubringen. Im wissenschaftlichen Beirat des Kuratoriums passiert das jedes Mal aufs Neue, wenn Zahnmediziner und Zahntechniker gemeinsam Anfragen beantworten oder Informationen planen. Das Kuratorium hat deshalb von Beginn an auch die interdisziplinäre Zusammenarbeit gefördert. Besonders gelungen ist diese Zusammenarbeit beim Dissertationspreis, der vom Kuratorium regelmäßig ausgeschrieben wird. Dabei wird eine Dissertation, die sich mit zahntechnischen Themen beschäftigt, prämiert. Durch diesen Preis erhalten junge Zahnmediziner einen Einblick, was das Handwerk für den perfekten Zahnersatz leistet. Auch die Arbeit in der Jury ist für beide Seiten, Zahnmedizin und Zahntechnik, inspirierend, weil so die Zahnmediziner einen tieferen Einblick in die zahntechnische Sicht und Zahntechniker in die zahnmedizinische Sicht erhalten. Um über den Tellerrand hinauszuschauen und Beratung auch für Menschen, die in der deutschen Sprache weniger kompetent sind, zu ermöglichen, hat das Kuratorium vor zwei Jahren ein Faltblatt in Anlehnung an leichte Sprache erarbeitet und erklärt damit, wie aufwendig Zahnersatz, in diesem Fall eine Brücke, hergestellt wird.

Prof. Dr. Ina Nitschke, Universität Leipzig
Thema: Beratung und Senioren


Das KpZ war sich schon von Beginn an bewusst, dass auch eine spezielle Information für Senioren immer wichtiger wird. Nicht nur, dass von älteren Menschen viele Fragen zum Zahnersatz gestellt werden, die Versorgungen der Patienten werden vielfältiger, auch eine gute mundgesundheitsbezogene Lebensqualität, die eine große Auswirkung auf die allgemeine Gesundheit und Lebensqualität hat, ist in jedem Alter wichtig. Die ständig steigende Zahl von Senioren rückt diese Altersgruppe viel stärker als noch vor 20 Jahren in den Fokus. Allerdings sind gerade im Alter die Unterschiede enorm. Zwar gibt es viele fitte und aktive alte Menschen, aber auch bei den Hochbetagten viel mehr an Demenz Erkrankte und Pflegebedürftige. Die Aufklärung muss deshalb vielfältig sein, zum einen für die Senioren selbst, von der Entscheidung welcher Zahnersatz für ihn der Beste sei bis hin zur Information über die Pflege des Zahnersatzes. Zum anderen sind auch Informationen für Pflegekräfte gefragt, wie Zähne und Zahnersatz gereinigt und wieder eingesetzt werden muss. Lebensqualität und Zahngesundheit sind untrennbar und sollen in jedem Alter gewährleistet werden. Das ist möglich, aber nicht immer mit ganz einfachen Lösungen und das fordert die Beratenden ganz besonders heraus.



ZTM Uwe Bußmeier, Greven
Thema: Hotline des KpZ


Beratung, gerade in Internetzeiten, kann oft richtig unpersönlich sein, außerdem ist es schwierig, für seinen Fall eine passende Aussage zu finden. Das Kuratorium beantwortet daher Fragen von Patienten zu ihren konkreten Fällen schriftlich, früher per Brief, heute hauptsächlich per E-Mail. Doch manchmal hilft auch der Griff zum Telefonhörer. Das Kuratorium kann zwar keine wirkliche und konkrete Diagnose stellen, darum geht es auch kaum jemanden, vielmehr geht es oft um das Gefühl, mit seinen oft sehr konkreten Fragen zum Zahnersatz nicht allein zu sein, sie anbringen zu können. Ganz besonders zeigt sich das bei den regelmäßig stattfindenden Patienten-Hotlines. Mittlerweile sind es nicht mehr nur die Senioren, die Fragen stellen, Frauen oder Männer, im Alter zwischen 40 und 80 stellen Fragen für sich oder manchmal auch Familienangehörige, oft bevor diese ein weiteres Mal zum Zahnarzt gehen und können mit den Informationen, die sie erhalten, viel konkreter bei ihrem Zahnarzt nachfragen, ob es sich nun um eine schlecht sitzende Prothese handelt, welche Materialien bei Implantaten verwendet werden oder was der Unterschied zwischen einer herausnehmbaren oder festsitzenden Versorgung ist.

Quelle: Kuratorium perfekter Zahnersatz e.V.

Diese Website benutzt Cookies, um Ihnen das beste Erlebnis zu ermöglichen. Weiterführende Informationen erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.